Ihre Vorbilder

Inspiration (1927)

Diese Annonce erschien am 18. Dezember 1927 im Berliner Lokalanzeiger. Inserent war der junge Schauspielschüler Harry Frommermann, ein glühender Bewunderer des amerikanischen Gesangsquartetts «The Revelers», welches mit seinem damals neuartigen, jazzigen Gesangsstil sowohl in Amerika als auch in Europa grosse Erfolge feierte. Inspiriert durch seine Vorbilder beabsichtigte Frommermann, ein deutsches Pendant auf die Beine zu stellen.

Inserat von Harry Frommermann, 1927 Inserat von Harry Frommermann, 1927

Gründung (1928)

Auf seine Annonce hin meldeten sich viele Interessenten, doch entpuppten sich die meisten beim Vorsingen als ungeeignet. Einzig der Bassist Robert Biberti konnte seinen Vorstellungen gerecht werden. Biberti, der die Revelers ebenfalls bewunderte, war von Frommermanns Idee angetan und konnte seine Kollegen aus dem Chor des Grossen Schauspielhauses für das Projekt gewinnen: den bulgarischen Tenor Asparuch (genannt «Ari») Leschnikoff, den polnischen Bariton Josef Roman Cycowski sowie den zweiten Tenor Walter Nussbaum, welcher später durch Erich Abraham Collin ersetzt wurde. Hinzu gesellte sich der Pianist Erwin Bootz, der neben Frommermann die Arrangements schrieb.

Erster Auftritt (1928)

Die sechs jungen Männer probten häufig und sehr diszipliniert. Doch trotz intensiver Arbeit brauchte es seine Zeit, bis sich alle in den Gesamtklang einordneten und der einzigartige Sound entstand. Auch Monate nach Beginn der Proben war man noch weit vom Vorbild entfernt. Doch das Ensemble liess sich nicht entmutigen und probte intensiv weiter. Eines Tages ergab sich die Gelegenheit, beim Berliner Revue-König Erik Charell vorzusingen. Dieser war begeistert und bot ihnen einen Vertrag im Grossen Schauspielhaus an. Auf Anregung Charells wurde der ursprünglich für das Ensemble vorgesehene Name  «The Melody Makers» durch «Comedian Harmonists» ersetzt. Und so kam es am 28. September 1928 in der Operetten-Revue «Casanova» zum ersten öffentlichen Auftritt.

Comedian Harmonists in Berlin, 1929 Comedian Harmonists in Berlin, Neujahrstag 1929

Aufstieg (1929-1930)

Aufgrund ihrer neuartigen Klangwirkung, musikalischen Originalität, gesangstechnischen Perfektion und ihres komödiantischen Witzes waren die Comedian Harmonists sogleich die Publikumslieblinge. In der Folge ergaben sich für sie viele Auftritte in Varietes und Kabaretts in verschiedenen deutschen Städten. Der Erfolg der «deutschen Revellers» liess nicht lange auf sich warten. Durch ihre Plattenaufnahmen wurden sie bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt, und es kam zu verschiedenen Tourneen, Rundfunkauftritten und Mitwirkungen in Filmen. Trotz der vielen Engagements wurde das Repertoire ständig erweitert und umfasste neben Schlagern auch Stücke aus Klassik, Operetten sowie Filmlieder, Kabarettchansons und Volkslieder.

Ganz oben (1930-1934)

Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichten die Comedian Harmonists in den Jahren 1930 bis 1934. Ihre musikalische Genialität wurde von breiten Bevölkerungsschichten anerkannt, ihre abendfüllenden Konzerte waren ständig ausverkauft, und sie gelangten zu internationalem Ruhm. Einer ihrer grössten Erfolge konnten sie am 24. November 1933 beim legendären Auftritt in der Berliner Philharmonie feiern. Mit dem künstlerischen Erfolg kehrte auch der finanzielle ein, was den Lebensstil der Mitglieder veränderte. Sie nächtigten in besten Hotels, dinierten in luxuriösen Restaurants und fuhren teure Autos. Selbstredend waren die gut aussehenden Sänger auch bei den Frauen äusserst beliebt.

Niedergang (1934)

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 kam es mehr und mehr zu Auftrittsbehinderungen und Konzertverboten, da sich das Ensemble zur Hälfte aus jüdischen Mitgliedern zusammensetzte. Ihre Musik wurde von der Reichsmusikkammer als «entartet» definiert. Ab April 1934 waren öffentliche Auftritte nur noch im Ausland möglich. Auf ihrer Tournee in den Vereinigten Staaten feierten die Comedian Harmonists grosse Erfolge, und es lag angesichts der günstigen Voraussetzungen nahe zu emigrieren. Doch sie wurden sich nicht einig und kehrten nach Deutschland zurück.

Trennung (1935)

Der letzte gemeinsame öffentliche Auftritt der Comedian Harmonists fand Anfang Februar 1935 in Norwegen statt. Als die Reichsmusikkammer den jüdischen Mitgliedern definitiv das Recht auf Berufsausübung entzog, kam es zur endgültigen Trennung. Frommermann, Cycowski und Collin emigrierten und gründeten im Ausland eine neue Gruppe namens «Comedy Harmonists». Auch die «arischen» Mitglieder Biberti, Bootz und Leschnikoff, die in Deutschland blieben, gründeten ein neues Ensemble mit dem Namen «Meistersextett». Beide Ensembles konnten jedoch nie mehr an die grossen Erfolge der Comedian Harmonists anknüpfen.

Ausverkauftes Konzert in Deutschland Ausverkauftes Konzert in Deutschland

Gegenwart

Heute existieren zahlreiche Vokalensembles auf der ganzen Welt, welche sich genau wie «SIX IN HARMONY» ausschliesslich mit dem Liedgut der Comedian Harmonists befassen. In der Schweiz gibt es nach wie vor nur ganz wenige solcher Gruppen, wenn nicht «SIX IN HARMONY» dort sogar die einzige ist.

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Konzertabend in Sulzburg